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Wie schön ist das denn?

Voll schön!

Gestern war ich bei einem Couchsurfing-Event, das von einer Gruppe von Menschen unterschiedlichster Herkunft veranstaltet wurde. Sie selbst verfolgen ein Projekt, das sich „Spicyroad“ nennt (http://spicyroad.org    https://www.facebook.com/spicyroad/).  Sie trampen/fahren durch die Gegend, sammeln Rezepte und leisten Freiwilligenarbeit in NGOs, Flüchtlingsunterkünften etc., um mehr über die Arbeit mit geflüchteten Frauen zu erfahren. Start: Berlin. Das Ziel: Vietnam. Und danach zurück nach Berlin, um ein Restaurant zu eröffnen, in dem geflüchtete Frauen einen Arbeitsplatz finden können – und wo die gesammelten Rezepte aus aller Welt verkauft werden.
Die Gruppe verändert sich ständig, ich habe gestern sehr nette Menschen kennengelernt! 🙂 Außerdem finde ich es durchaus total schön, dass es noch Menschen gibt, die sich so für etwas engagieren möchten und sich für andere Menschen einsetzen.
Abgesehen von der Gruppe von „Spicyroad“ habe ich außerdem viele TürkInnen und Syrier kennengelernt – ein sehr netter Haufen und weitere offene Türen für Abenteuer in Istanbul!

Am Wochenende habe ich den höchsten Punkt Istanbuls (im Taxi) erklommen: Çamlıca.
Dort gibt es in erster Linie Funkmasten, aber abgesehen davon auch Cafés und Restaurants sowie Aussichtspunkte mit Blick über fast ganz Istanbul. Ich hatte ein bisschen Pech mit dem Wetter, weil es wolkig und neblig war; ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass man bei gutem Wetter fast bis zum Schwarzen Meer schauen kann. Man sieht in jedem Fall den Bosporus, das Goldene Horn und das Marmara-Meer..20161030_163742_richtonehdr
(auf dem Bild ist nur der Bosporus zu sehen)

Diese riesige Stadt ist jetzt mein Zuhause. Zuhause.. ein sehr großes Wort, das ich aber genauso gern benutze.

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Weil es doch recht kalt wurde, habe ich mich dann noch in eins der Restaurants gesetzt und habe endlich mal verstanden, was es mit den ganzen „Waffle“ auf sich hat. Überall werden Waffeln verkauft, was mich total gewundert hat. Dann habe ich selbst eine bestellt – man kann wirklich niemandem übel nehmen, wenn man das einfach nur unglaublich lecker findet (auch wenn das natürlich sämtliche Mahlzeiten eines Tages ersetzen kann)!

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Ich war nun auch bereits einige Male in der Zweigstelle des Goethe-Instituts auf der asiatischen Seite der Stadt. Auf dem Weg dort hin laufe ich an vielen Cafés und Restaurants vorbei. Eins hatte wegen Krankheit geschlossen. Ich finde es so so schön, was offensichtlich Stammkunden gemacht haben:

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Alles hängt voll mit Genesungswünschen oder kleinen Bildern.

Wie schön ist das denn?

Hamam-sauber-Gefühl

Ich finde, dieses Wort sollte neu geschaffen werden! – denn: Es ist ein ganz besonderes Gefühl von sauber-sein, das man hat, wenn man aus einem Hamam kommt. Diese Erfahrung habe ich nun machen können. Das erste Mal in einem lokalen, traditionellen Hamam!

Ich muss sagen, dass ich völlig erschüttert darüber war, wie unglaublich teuer-überteuert (wenn es denn eine Steigerung von überteuert gibt) viele Hamams in Istanbul sind. Zugegebenermaßen habe ich meine Suche nach einem guten Hamam über meine Reiseführer begonnen – also alles sehr touristisch. Aber: Ich bezahle doch nicht mal eben 100€ für eine Stunde Hamam (mit Peeling und ggf. Massage oder so)!!! Dann sehe ich mir die Bäder doch lieber auf Fotos an. Letztendlich habe ich mit ein bisschen Hilfe ein Hamam bei mir im Viertel gefunden – 50 TL, 15€. Die anderen Hamams spinnen doch!
Das Hamam hat sogar eine englische Homepage – ich bin begeistert und dachte mir, dass mir dort dann bestimmt gut mit dem ganzen Wasch-Prozedere geholfen werden kann.

Nun ja – die türkischen Frauen dort sprachen leider kein einziges Wort Englisch, da war mein Türkisch im Vergleich sogar aller erste Sahne. Wir haben uns trotzdem verstehen können, mir wurde meine Kabine zugewiesen und ich bekam meine Plastiklatschen und ein peştamal – eine Art Baumwoll-Tuch zum Umwickeln. Da war ich nun, die einzige Nicht-Türkin im Hamam (Männer und Frauen natürlich getrennt; es sei kurz angemerkt: „natürlich“ gibt es für Männer längere Öffnungszeiten als für Frauen…).
Das Hamam ist wiklich sehr „local“, ich wurde begrüßt von drei älteren Türkinnen, eine von ihnen arbeitete dort, die anderen gesellten sich zu ihr, schauten Fernsehen und tranken çay. Dann begab ich mich auf den Weg in die Badehallen – die Hallen sind schon ein Erlebnis für sich. Nach dem, was ich gelesen und auf Fotos gesehen habe, ist das Hamam, in dem ich war, durchaus sehr klein und hat „nur“ einen Hitzegrad in allen Räumen. Eigentlich könnte das „Türkische Bad“ auch „Türkische Sauna“ genannt werden. Mir wurde ein Platz an einem der vielen Wasserbassins zugewiesen und über Zeichensprache erklärte mir die Frau, was ich zu tun hatte: Mit einer Schale Wasser aus dem Bassin, in das dauerhaft frisches warmes/heißes Wasser floss, schöpfen und über mich schütten. Schade, dass in dem Moment keine andere Frau in der gleichen Halle war wie ich, ich kam mir dabei ein bisschen hilflos vor, aber es war trotzdem sehr schön!
Die Kuppeln der Hallen sind alle mit typischen blau-weißen Kacheln gefliest, durch die Kuppeln kommt etwas Licht in die Hallen. Ich war in der Haupthalle, in der sich auch noch ein riesiger Stein in der Mitte befindet, der durch die Hitze in der Halle auch erhitzt ist.
Nach einiger Zeit wurde mir trotz Abkühlung durch das Wasser sehr heiß und ich setzte mich auf den Stein in die Mitte. Kurz darauf kam die türkische Frau herein – bloß mit einer Unterhose bekleidet; das war weniger als ich zuvor aus den Bericht über Hamam-Erfahrungen vermutet hätte. Aber warum sollte sie in so einer Sauna auch deutlich mehr an haben als die Gäste…
Sie gab mir zu verstehen, dass ich mich auf den Stein legen sollte. Dort wurde ich dann erst mit einem Peeling-Handschuh komplett abgerubbelt – das wird hier dann häufig auch als Massage bezeichnet. Nachdem sie mich dann mit Wasser übergossen hatte, wurde ich eingeseift, wieder mit Wasser übergossen und zum Schluss wurden meine Haare gewaschen. Mehr sauber geht nicht – eben hamam-sauber.
So verbrachte ich insgesamt eine Stunde dort. Zugegebenermaßen hätte ich auch sicher nicht viel länger ausgehalten, weil es dafür einfach zu heiß war. Wieder draußen bekam ich ein Handtuch und habe noch etwas getrunken. Es waren dann wieder die drei türkischen Frauen im Eingangsbereich – zwei von ihnen hatten in der Zwischenzeit selbst gebadet, die dritte, die mich auch gebadet hatte, hat dann selbst noch gebadet. Ein sehr familiäres Gefühl, das man aber auch mögen muss.
Ich habe damit absolut kein Problem und freue mich darüber, so eine richtig türkische Erfahrung gemacht zu haben.

1 Woche Istanbul: Zusammenfassung und neue (Ein)Blicke

In einer Woche Istanbul hatte ich die Möglichkeit, viele verschieden Seiten der Stadt zu sehen. Besonders die Wohnungssuche in den verschiedenen Stadtteilen hat es mir ermöglicht, viel mehr Eindrücke zu sammeln und die Vielfältigkeit der Stadt kennenzulernen.

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Am Freitag hatte ich einen schönes letzten Abend auf der Terrasse des Hostels, bevor ich nach Kadıköy gezogen bin – ich fühle mich hier nun schon sehr zu Hause. Die Lage der Wohnung ist super – ich bin schnell bei der Fähre, habe viele Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe und auch für gute Bars habe ich keine 10 Minuten Fußweg. Ich habe mir sagen lassen, dass Kadıköy das/ein sehr linkes und kritisches Stadtviertel ist; das finde ich sehr spannend, weil es wohl das einzige ist. Das Leben hier fühlt sich auf jeden Fall sehr angenehm leicht an  – ich bin gespannt, wie es sein wird, jeden Tag „zwischen den Welten“ hin und her zu fahren.

Ich habe versucht, möglichst häufig typisch türkisch zu essen und habe so bereits Einiges kennengelernt. Wie ich bereits geschrieben habe, habe ich die Maiskolben, Sesamringe und gerösteten Kastanien von der Straßenecke probiert. Mittlerweile hatte ich auch meinen ersten Kebab – kebap – und ich muss sagen, dass ich Kebab ohne Sauce, wie er hier zumeist serviert wird, nicht so gern mag – zu trocken und zu wenig Salat. Außerdem habe ich Pide probiert, die hier auf die unterschiedlichsten Weisen belegt werden. Mantı sind türkische Tortellini mit Hackfüllung und einer Joghurtsauce – sehr lecker! Außerdem habe ich (natürlich) Baklava gegessen, was hier auch in verschiedenen Variationen mit Pistanzien/Haselnüssen/Mandeln/… verkauft wird und unglaublich lecker schmeckt. Heute habe ich die Marktgegend hier in Kadıköy entdeckt. Dort wird alles an Lebensmitteln verkauft, was man sich vorstellen kann: Gemüse, Obst, Brot, Süßes, getrocknete Früchte, Nüsse, Käse, Fleisch, Fisch, Oliven, etc. – ich kam natürlich nicht drum rum, mir dort auch die ein oder andere Kleinigkeit zu kaufen und zu probieren.

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Auf meinen Spaziergängen durch die Stadt habe ich mir häufig sehr viel Zeit gelassen, um die Atmosphäre und die Bewegung der Stadt wahrzunehmen. So habe ich auch versucht, andere Blicke auf die Stadt zu bekommen, auf verschiedene Sachen zu achten. Häufig war ich dann auf der Suche nach Katzen an besonderen Orten, was ich dann angefangen habe zu dokumentieren (Istanbuls Katzen).
An einem Tag bin ich durch die Stadt gelaufen und habe versucht, möglichst viele Graffiti zu finden. Gar nicht mal so leicht! Besonders an zentralen und/oder touristischen Orten findet man kaum bzw. gar keine Graffiti (übrigens auch auffällig wenig bettelnde Menschen), sodass ich schnell in Gegenden gekommen bin, die ich sonst nicht gesehen hätte. Zugegebener Maßen fand ich die meisten Graffiti gar nicht mal so schön… Hier in Kadıköy war es bereits einfacher, Graffiti zu finden – vor allem dann auch Bilder im Gegensatz zu Tags. Die Graffiti in Kadıköy sind häufig an den „Tür-Rollos“ der Läden, die nach Ladenschluss vor den gesamten Eingang gezogen werden, sodass man sie nur nachts sehen kann.

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Besonders in der Zeit, in der ich in Sultanahmet, wo mein Hostel und die touristischen Attraktionen sind, rumgelaufen bin, wurde ich häufig angestarrt oder mir wurde hinterher gerufen. So kam ich dazu, mehr darüber nachzudenken, wie ich mich hier als Frau fühle – tatsächlich muss ich dabei die asiatische Seite völlig außen vor lassen, da das Gefühl hier ein komplett anderes ist. Mich hat es unglaublich genervt, nicht mit offenen Augen durch die Gegend laufen zu können, ohne ständig angesprochen zu werden – häufig habe ich dann lieber die Methode gewählt, starr geradeaus zu schauen oder auf mein Handy zu gucken. Sehr doof! Einwenden muss ich hier allerdings, dass gar nicht alle Rufe etwas damit zu tun hatten, dass ich eine Frau bin, sondern auch „einfach nur“, dass ich als Touristin dort bin und die Menschen entweder wollten, dass ich in ihrem Restaurant esse, Dinge kaufe oder mir Verschiedenes anschaue. Und trotzdem hatte ich ein schlechtes Gefühl, habe mir fast immer einen Pferdeschwanz gemacht und sicher keine kurze Hose angezogen.
Besonders deutlich wurde für mich das Gefühl, als ich die Blaue Moschee besucht habe – unglaublich schön, wovon ich aber später schreiben möchte. Das erste Mal überhaupt musste ich mich bedecken: Ich hatte einen Schal dabei, um mir ein Kopftuch zu machen; meine Hose war zu eng, sodass ich einen langen Rock anziehen musste, der mir dort geliehen wurde. Mit allen TouristInnen bin ich dann durch den vorgesehenen Eingang gegangen, um die Moschee von innen besichtigen zu können – ich war ja auch da, um zu sehen, wie schön die Moschee von innen ist. Ich kam jedoch nicht drum herum, meinen feministischen Gedanken freien Lauf zu geben und fühlte mich immer bedrückter, je länger ich dort war. Ich habe mich an eine Säule gesetzt und den Trubel der BesucherInnen und der Betenden beobachtet – die Männer haben eine riesige Fläche unterhalb der schönen Decke der Moschee, während die Frauen am Rand hinter einer Holzwand bzw. hinter den Schuhregalen ihren Platz zum Beten finden; der Aufgang zum Balkon, auf dem die Frauen auch beten dürfen, wird nur bei viel Gebets-Andrang geöffnet. An dieser Stelle: Ich hoffe, alle BesucherInnen, die Fotos und Videos der betenden oder sich versammelnden Menschen gemacht haben, schämen sich! Bereits diese Unterteilung in Mann (viel und vor allem schöner Platz) und Frau (wenig, abgeschiedener Platz) hat mir ein bedrücktes Gefühl gegeben.
In der Moschee wurde groß die „Islam-Information“ ausgeschrieben: Informiere dich, um den Islam zu verstehen; ganz kostenlos und du hast danach außerdem einen Freund in Istanbul. Na, das lass ich mir doch nicht zwei Mal sagen! Ich wollte wenigstens versuchen, einmal zu hinterfragen, warum Frau und Mann getrennt sein müssen (eine Rechte-der-Frau-Debatte wäre sicherlich zu kompliziert gewesen, zumal ich – und das möchte ich sehr betonen – die Religion durchaus respektiere, ich vieles aber einfach nicht verstehe).  Ich ging also zu dem Herren in der Islam-Information, der leider nur höchstens gebrochen Englisch und auch keine andere Fremdsprache konnte (Wie soll ich denn da neue Freunde finden? Tatsächlich finde ich das sehr schwach, weil die Information ja sehr offensichtlich für die TouristInnen ist und auch mehrsprachig ausgeschrieben wird), um ihn nach der Öffnung der Balkon-Aufgänge zu fragen. Er erklärte mir dann mit kurzem Ausschweifen, dass sich die Christen und Muslime eben unterschiedlich entwickelt hätten und im Islam Frauen und Männer möglichst wenig zusammen tun sollten. Außerdem – das war eigentlich das „spannendste“ an allem – wurde mir der Koran sowie weiteres Informationsmaterial auf Deutsch angeboten, um den Islam zu verstehen; weitere 6 Sprachen waren auch verfügbar.
Für mich bisher auch auffällig war, dass ich fast ausschließlich Männer habe arbeiten sehen – besonders im touristischen Sultanahmet haben die einzigen Frauen, die ich beim Arbeiten gesehen habe, die Pide im Laden vorbereitet. Auch in den moderneren Gegenden habe ich bisher sehr wenig Frauen arbeiten sehen – auch in Kadıköy. Warum das so ist, sei dahin gestellt.

An touristischen Gebäuden habe ich bisher neben der Blauen Moschee die Cisterna Basilika und den Galata-Turm gesehen.
Die Blaue Moschee kostet keinen Eintritt; Kleidung, um sich zu bedecken wird kostenlos verliehen. Zu beachten sind die Öffnungszeiten für BesucherInnen – während der Gebetszeiten ist die Moschee geschlossen (freitags also z. B. erst ab 15 Uhr geöffnet). Die Architektur der Blauen Moschee ist unglaublich beeindruckend – sowohl von außen als auch von innen. Die Decken sind sehr hoch, die Wände mit bunten Kacheln verziert und die Fenster haben verschiedene Muster. Nur ihrem Namen wird sie nicht so richtig gerecht: Wirklich blau ist sie weder von außen noch von innen.
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Mein absolutes Highlight war die Cisterna Basilika – der versunkene Palast. Für die 20 Lira Eintritt bekommt man auch Informationsmaterial. Die Stimmung in der unterirdischen Zisterne ist sehr schön – die Säulen werden mit Lichtern beleuchtet und es wird Flötenmusik dazu gespielt. Beeindruckend neben der Gesamtheit der Konstruktion sind z. B. auch die „weinende Säule“ und die beiden Medusa-Köpfe, die als Sockel für Säulen dienen.
Ich finde, es lohnt sich total, nicht nur einen kurzen Rundgang zu machen, sondern sich auch hinzusetzen und die Atmosphäre zu genießen!
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20161007_115121Ich habe mich zur Besichtigung des Galata-Turms auf einen langen Fußweg gemacht, um mehr von der Stadt zu sehen. Man muss nicht wie ich den Berg hochkrakseln, man kann auch gemütlich einen Seilaufzug nehmen. Dass der Eintritt mit 25 Lira teurer ist als der der Zisterne ist für mich völlig unverständlich, aber der Blick lohnt sich trotzdem allemal! Mit dem Aufzug fährt man in den fünften Stock und läuft dann noch zwei weitere Stockwerke die Treppe zur Aussichtsplattform. Von dort hat man einen Blick auf die gesamte Stadt – Europa und Asien.

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Leider kann man den Blick von der Aussichtsplattform nicht so richtig genießen, weil man sich auf einem schmalen Gang an Menschen und Selfie-Sticks vorbei quetschen muss und im Weg steht, sobald man selbst stehen bleibt. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, im Café noch etwas zu trinken, um (hinter Fenstern) noch ein wenig länger etwas von dem Ausblick zu haben.

Auch einen Weg wert ist die Galata-Brücke, die über das Goldene Horn führt. Dort kann man gut stehen bleiben, die Fähren beobachten oder einfach nur den Ausblick genießen. Typisch sind die Angler auf der Brücke, die dort dicht an dicht ihre Angeln ins Wasser schmeißen und Fische mit Brot ködern (Wundern die sich eigentlich nicht, dass sie relativ wenig fangen, wenn das Brot ständig aufweicht und deshalb vom Haken rutscht?). Fangen tun sie tatsächlich etwas, wenn auch nicht viel; die gefangenen Fische werden dann in mit Wasser gefüllte Plastikeimer geworfen, sodass es zu späterer Stunde auf der Brücke immer mehr nach Fisch stinkt.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAIch wollte in einem der Restaurants unterhalb der Galata-Brücke essen, um den Ausblick genießen zu können; diese sind aber leider so auf Touristen fixiert, dass ich bereits durch die Rufe und Bitten im Vorbeigehen bereits keine Lust mehr hatte, mir die Karten anzuschauen. Macht nichts! Vielleicht ist es auch abends besser, weil es dann sowieso voller ist und die Kellner gar keine Zeit haben, jeden einzelnen anzusprechen und ins Restaurant zu bitten.

Insgesamt habe ich das Gefühl, bereits schon sehr viel gesehen zu haben und weiß gleichzeitig, dass es verglichen mit der Größe der Stadt (ich bin immer wieder erstaunt über die Einwohnerzahl und die Größe: Istanbul ist über 7 Mal größer als Hamburg) wirklich gar nichts ist. Umso mehr freue ich mich, dass ich hier so viel Zeit verbringen kann, um möglichst viel von der Stadt mitzunehmen. Dabei hoffe ich auch, dass mein Türkisch deutlich besser wird, denn bisher kann man das gar nicht als Türkisch bezeichnen. Besonders schwierig ist das Hörverstehen, weil die Menschen eben doch nicht so langsam und deutlich sprechen wie in den Dialogen auf den Lern-CDs. Aber über Hallo merhaba, Danke sağol/teşekkürler/teşekkür ederim, Bitte lütfen, Tschüß hoşça kal/güle güle, Wie viel kostet das? ne kadar?, Wie geht’s dir? Nasılsın?, Guten Morgen günaydın, Guten Abend iyi akşamlar, Willkommen Hoş geldiniz! – Hoş bulduk! etc. inklusive Antworten freuen sich schon alle – und das geht immerhin ohne große Mühe!